Eine der größten Bedrohungen für die Welt des Kaffees
Zunächst recht unscheinbar und mit oft nicht klaren Verbeitungswegen findet dringt ein wirklich gefährlicher Feind immer weiter in die Welt des Kaffees vor. Die Rede ist von einem Pilz, Hemilelia Vastarix, besser bekannt unter den Namen: La Roya, Coffee Leaf Rust oder auch Kaffeerost.
Er ist schon lange bekannt und an seiner Bekämpfung wird viel geforscht, doch die Zeit drängt immer mehr. Durch den Klimawandel breitet er sich immer höher und immer weiter aus und greift damit immer mehr Existenzen an.
Außerhalb der Coffee Bubble kennen ihn allerdings nur wenige, obwohl er durchaus Einfluss hat auf unsere morgentliche Tasse Kaffee. Daher ist es an der Zeit ein bisschen Aufklärungsarbeit zu leisten.
Heut geht es darum:
Was ist denn Coffee Leaf Rust?
Wo kommt La Roya her?
Was macht Kaffeerost so gefährlich?
Welchen Einfluss hat all das auf deinen morgendlichen Kaffeegenuss?
Viel Spaß beim Hören!
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Was ist La Roya überhaupt?
La Roya wird auch Kaffeerost oder eben Coffee Leaf Rust genannt. Dabei handelt es sich um einen Pilz, welcher die Blätter der Kaffeepflanzen befällt. Wissenschaftlich heißt er Hemilelia Vastarix. Schlägt er zu, bildet er braun-orange Flecken und Schichten zumeist auf der Unterseite der Blätter. Dort verhindert er die Photosynthese der Kaffeepflanze. Als Schutzreaktion stößt diese dann i.d.R. die betroffenen Blätter ab – was ziemlich schnell dann alle ihre Blätter sind. Unternimmt man nichts, stirbt die Pflanze.
Wie genau sich La Roya verbreitet, dazu habe ich unterschiedliche Informationen. Man geht größtenteils von der Verbreitung durch den Sporenflug, also durch den Wind, sowie durch die Kontamination von Wirtspflanzen, oder auch an der Kleidung von Menschen oder dem Fell von Tieren aus. Sicher ist, es geht schnell.
Kaffeerost gedeiht natürlich unter gewissen Bedingungen. Wie die meisten Pilze dies eine gewisse Kombination aus feucht und leicht warm. Entsprechend tritt La Roya auch bevorzugt während den Niederschlagszeiten und in nebelfeuchten Gebieten auf, bzw. überall wo sich häufig Tau bildet.
Woher kommt La Roya, der Kaffeerost?
Über lange Zeit fand man diese Pilzart in Afrika, Asien und Australien. Im Kaffeekontext fand eine der ersten wirklich dramatischen Auftritte 1869 in Ceylon statt.
Die Insel heute für Tee bekannte Insel war damals britische Kolonie und vor allem bekannt für ihren Kaffeeexport. Der Coffee Leaf Rust Ausbruch hat binnen weniger Jahre nahezu sämtliche Kaffeepflanzen dahingerafft.
Mehr dazu findest du in Folge 81 „Die Verbreitung von Kaffee“.
1903 ist der Kaffeerost dann erstmals in Amerika aufgetreten, wie genau er den Sprung über den Atlantik geschafft hat konnte ich leider nicht genau herausfinden. Dort angekommen breitete er ich zunächst in Brasilien aus und begann anschließend seinen Marsch nach Norden. Inzwischen gibt es La Roya überall bis hoch nach Mexico. Ein Feldzug, der viele Existenzen beendet oder mindestens stark gefährdet hat.
Was macht den Kaffeerost gefährlich?
Befällt La Roya befällt meist ganze Plantagen. Bleibt er unbehandelt tötet er weit über 80% der Pflanzen auf seinem Weg. Bei den restlichen schwindet die Qualität und der Ertrag. Kann sich ein Produzent nicht gegen den Schädling wehren, bedeutet das einen Ernteausfall für mindestens 3 Jahre. Bei einem Cash Crop wie Kaffee, ist das in aller Regel das Ende dieses Projekts.
Gerade in Amerika ist ein Großteil des Angebauten Kaffees außerdem auch noch Caturra und Bourbon. Beides Varietäten, die besonders anfällig sind für La Roya.
Wenn du noch nicht so ganz weißt was eine Kaffeevarietät ist, dann empfehle ich dir noch Folge 23 Arabica vs. Robusta, Botanik der Kaffeepflanze .
Was kann man gegen den Kaffeerost tun?
Daran wird seit vielen Jahren intensiv geforscht. Grundlegend gibt es drei verschiedene Ansätze im Kampf gegen La Roya:
Natürlicher Schutz
Der Pilz braucht wie angesprochen gewisse klimatische Voraussetzungen. Diese gibt es traditionell vor allem in Höhen zwischen 800 und 1000m Höhe (in den Produzentenländern). Durch den Klimawandel und durch spezielle Micro Klimata breitet sich der Kaffeerost aber inzwischen auch noch in ganz andere Höhen aus.
Als Beispiel haben wir auf unserer Guatemala Tour Anfang 2022 eine Farm kennenlernen dürfen, die in den Wolkenbergen. Trotz ihrer Höhe, muss der Produzent hier gegen La Roya und auch gegen Ojo de Gallo kämpfen.
Fungizide
Der Einsatz von Fungiziden ist für viele der nächste und vor allem umsetzbarste Schritt. Denn diese Mittel sind relativ schnell verfügbar und wirken zügig. – sofern man sie richtig einsetzt. Nun haben sie natürlich auch gewisse Nebenwirkungen. Zum einen kosten sie Geld, was nicht alle haben. Zum anderen müssen, oder sollten, die Arbeiter geschützt werden.
Viel durchschlagender ist aber, dass durch den Einsatz dieser Mittel gegen La Roya, Zertifizierungen in Gefahr sind. Farmen, die jahrelang und für Geld ein Bio Siegel erworben haben, verlieren dieses beispielsweise.
Zu Bio Zertifikaten und zu Zertifikaten an sich gibt es die Folge 36 „Lohnt sich Bio Kaffee?“ & Folge 82 „Zertifikate und Labels im Kaffee“).
Resistente Varietäten
Einige Varietäten sind deutlich anfälliger als andere, was an den Genen liegt. Besonders die in Zentral- und Mittelamerika häufig gepflanzten Varietäten Caturra und Bourbon sind besonders gefährdet. Canephora Varietäten hingegen sind deutlich robuster gegen den Kaffeerost.
So liegt die Überlegung nahe, zwischen den Arten zu kreuzen, was auch fleißig passiert. Das Problem dabei, entweder schmeckt das Ergebnis nicht so gut, oder es hat deutlich weniger Ertrag. Ein Beispiel ist Catimor, einer Kreuzung aus der Arabica Varietät Caturra und dem natürlichen Hybrid Timor.
Vermeidliche Rettung ist als Silberstreif am Horizont zu erkennen. Denn vor wenigen Jahren entdeckte Aaron Davis die schon als ausgestorben deklarierte Kaffeeart Stenophylla. Sie zeigt sich als robust gegen allerhand Schädlinge, bei zeitgleich gutem Ertrag und Tassenprofil – aka. sie schmeckt auch gut.
Das Problem hierbei: Es erfordert noch Zeit, Forschung, Züchtung und vor allem Investitionen der Produzenten.
In der Folge 93 „Klimawandel und Kaffee“ erzähle ich auch etwas über Stenophylla.
Wie wirkt sich La Roya auf deinen Kaffee aus?
Direkt merkst du davon wenig, denn die Handelsketten sind gut organisiert. Wenn du hochwertigen Kaffee trinkst, merkst du mit der Zeit vielleicht ein abfallen der Qualität. Wer darauf achtet findet auch in immer mehr Spezialitäten Blends Canephora Hybride, wie eben Catimor, Ruiru 11 und wie sie alle heißen.
Vielleicht sollte es sich aber besonders bewusst auf deinen Einkauf auswirken. Denn ein starres Beharren auf Bio Siegeln und ähnlichem, ist selten die soziale Wahl und nicht immer die für die Natur beste. Als Beispiel für nicht Bio Zertifizierte Produzenten, die aber extremen Wert auf eine gesunde Natur legen, habe ich dir Geschichten aus Guatemala mitgebracht.
Diese findest du in den Folgen Folgen 78 „die welt eines jungen Kaffeeproduzenten“ und Folge 74 „Die Arbeit eines Kaffeeproduzenten“
Fazit
La Roya, aber auch Ojo de Gallo und viele andere Schädlinge ein gutes Beispiel für das Fortschreiten des globalen Klimawandels. Überall auf der Welt kämpfen Kaffeeproduzenten jedes Jahr aufs Neue darum, die Ausbreitung von Pilzen und anderen Schädlingen im Zaum zu halten. Dennoch steht oft die Überlegung an, 3000 Dollar in den Sand setzten oder die Ernte der nächsten 3 Jahre verlieren? Das Ergebnis ist das gleiche, das Ende jeder Wirtschaftlichkeit.
Shit is real. Also genieß deine Tasse und Augen auf beim Kaffeekauf.
Danke fürs Lesen!
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