Der Betrag der deutschen Kaffeesteuer für ein Kilo als Münzen auf dem Tisch.

Von Friedrich dem Großen bis in die Moderne

Ja, es gibt eine Kaffeesteuer in Deutschland und das mit Tradition. Sie fällt auf jede in Deutschland geröstete Kilo oder nach Deutschland eingeführte kaffeehaltige Produkt an. Wobei das auch noch nicht immer so ist.

Nun werde ich dir hier natürlich keine Folge mit trockenen Steuergesetzestexten um die Ohren hauen. Vielmehr biete die deutsche Kaffeesteuer ein wunderbar verbindendes Element dar, wodurch wir uns mit der absolut spannenden Geschichte von Kaffee und Kaffeekonsum in unserem Land beschäftigen können.

Also nehme ich dich heute mit auf eine kleine Zeitreise zum preußischen Kaffeemonopol, den Kaffeeriechern, der Aachener Kaffeefront und noch ein paar mehr Meilensteinen in der Kaffeegeschichte. Die Kaffeesteuer in Deutschland als Verbindung in unsere Vergangenheit.

Viel Spaß beim Hören!

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Die deutsche Kaffeesteuer – was ist das?

(Es versteht sich von selbst, dass das hier keine steuerliche Auskunft in jedweder Form ist.)

Abgesehen von Einfuhrzöllen, Umsatzsteuer und Co. entfällt auf jedes Kaffeeprodukt in Deutschland eine weitere Steuer, die Kaffeesteuer. In ihrer heutigen Form ist sie eine Verbrauchssteuer. Sie fällt an, sobald Rohkaffee in Röstkaffee verwandelt wird. Ebenso fällt sie auf Röstkaffee und alle kaffeehaltigen Produkte an, welche aus einem anderen Land nach Deutschland importiert werden.

Je Kilogramm Röstkaffee beträgt die Kaffeesteuer in Deutschland 2,19€, je Kilo löslichem Kaffee 4,39€. Da sie keine Verbrauchersteuer, sondern eine Verbrauchssteuer ist, ist sie beim Kauf deiner Lieblingsbohnen bereits eingepreist.

Für den Staat bedeutet sie und gute Einnahmen. Pro Jahr kommt ca. 1,1 Milliarden € Kaffeesteuer in Deutschland zusammen – und das stabil seit Anfang der 2000er Jahre.

Gerösteter Kaffee in einem Eimer, auf ihn fällt Kaffeesteuer in Deutschland an.
Sobald die Bohnen geröstet sind und in den Verkauf gehen, fällt die Kaffeesteuer an.

Kaffeesteuer in Deutschland – ihre Geschichte

Die Erhebung von Steuern und Zöllen auf unsere liebsten Böhnchen ist so alt wie die Kaffeegeschichte in Deutschland selbst und damit sogar älter als unser Land an sich. Freilich hat sie sich über die Jahrhunde schwer verwandelt. Wie so oft ist ein bisschen Hintergrundwissen zur Entstehung, aber nicht nur hilfreich für das Verständnis, sondern auch unterhaltsam. Daher schauen wir heute weit zurück in die Ursprünge der Kaffeesteuer in Deutschland.

Wenn die die Kaffeegeschichte interessiert, sind diese Folgen für dich bestimmt auch interessant: Folge 5 „die Kaffeegeschichte“ ; Folge 14 „die Entstehung der Kaffeehaus Kultur“; Folge 45 über den Espresso Preis in Italien und Folge 54 „Kaffee in der DDR

Das preußische Kaffeemonopol

Die würde ich dem, 1781 von Friedrich dem Großen ausgerufenem, preußischen Kaffeemonopol zuschreiben. Es entstand in einer Zeit leerer Staatskassen und gleichzeitig boomendem Kaffeekonsum. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts ist dieser nämlich auch für die breite Masse der (späteren) Deutschen zugänglich.

Da Kaffee aber stets importiert werden muss, schafft sein Kauf wertvolles Geld ins Ausland. Damit dieses aber im Inland bleibt oder der Staat wenigstens dran mitverdient, hat der große Friedrich einen Plan ersonnen. Er zentralisierte den Kaffee Import und seine Verarbeitung auf den preußischen Staat und ordnete ihn als Luxusgut ein, wodurch ebenfalls die Luxussteuer anfiel. Des weiteren durften nur auserwählte und lizensierte Händler die Bohnen verkaufen.

Die Kaffeeriecher

Bevor die Bürger Kaffee kaufen, sollten sie lieber Malzkaffee oder Bier konsumieren, da dies den inländischen Produzenten zugutekäme. Das fanden die Bürger aber gar nicht mal so gut, hatten sie doch gerade erst die erfrischende Wirkung und den Geschmack der braunen Bohnen kennen und lieben gelernt. Es entstand ein extrem kreativer Schmuggel und florierender Schwarzmarkt.

Zur Durchsetzung seiner Politik berief Friedrich der Große nun 400 ehemalige Soldaten in seinen Dienst. Sie sollten den Umgang mit nicht lizensiertem Kaffee unterbinden und bekamen wohl hohe Erfolgsprämien. Die Kombination aus alter militärischer Schule und der Erfolgsvergütung führte wohl zu teils krudem und extrem robustem Vorgehen. Die Kaffeeriecher, wie sie eigentlich hießen, wurden schnell zu einer sehr verhassten Gruppierung.

Neben spontanen Leibesvisitationen und Kontrollen auf der Straße, drangen sie bei Verdacht auch in Häuser und Wohnungen ein. Da in dieser Zeit viel zuhause geröstet wurde und dieser Duft unverkennbar und intensiv ist, liefen sie also schnüffelnd durch die Straßen und suchten nach Verbrechern. Man sagt dies wäre der Ursprung des Ausdrucks „Schnüffler“.

Sowohl das preußische Kaffeemonopol als auch der Berufsstand der Kaffeeriecher, fanden ein schnelles Ende, nach dem Tod Friedrich des Großen 1787.

Die Kaffeesteuer im Laufe der Kaffeegeschichte

Das preußische Kaffeemonopol wurde anschließend durch einfache Einfuhrzölle ersetzt und der Kaffeemarkt erholte sich schnell. Nach Gründung des deutschen Zollvereins übernahm dieser die Verzollung und weitete sie auf sein Einflussgebiet aus. Mit Gründung des deutschen Reichs ging diese Aufgabe entsprechend über. In Höhe und Grundlagen wandelte sich diese Verzollung über die Jahre, behielt aber seine grobe Form bis zum 2. Weltkrieg.

Aachener Kaffeefront

Nach Ende des Krieges wurden die Staatsfinanzen und damit auch das Zoll und Steuersystem neu aufgesetzt. Auf dem Gebiet der späteren BRD wurde 1948 nach und nach die deutsche Kaffeesteuer als zusätzliche Verbrauchssteuer eingeführt. Zunächst waren 10 DM pro Kilo Röstkaffee fällig. Eine Summe die sogar nach heutigen Maßstäben utopisch ist.

Da Kaffee dennoch gern getrunken wurde, entwickelte sich, wie zu Zeiten des preußischen Kaffeemonopols, ein florierender Schmuggel. Er fand vor allem zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland statt – es entstand die Aachener Kaffeefront. In Mützenich steht sogar ein Denkmal an diese Zeit.

Die deutsche Kaffeesteuer heute

Um den Schmuggel zu unterbinden und den Bedarf der Menschen in geordneten Bahnen abwickeln zu können, senkte die Regierung 1953 die Kaffeesteuer in Deutschland drastisch auf 4 DM. Diese Maßnahme hatte riesigen Erfolg. Durch das ebenfalls zeitgleich einsetzende deutsche Wirtschaftswunder, stieg der legale – und damit versteuerte – Konsum erheblich. Schon im gleichen Jahr wurde die gleiche Steuersumme eingenommen, wie vor der Steuersenkung vom 6 DM pro Kilo.

Wer zahlt die deutsche Kaffeesteuer?

Steuerpflichtig sind die Röstereien, bzw. der Versandhandel, welcher den Kaffee oder die Kaffeeprodukte nach Deutschland versendet. Letzteres war allerdings eine ganze Weile anders. Bis 2010 war steuerpflichtig, wer das Produkt nach Deutschland eingeführt hat. Da dies auch für die Einfuhr aus dem EU-Binnenmarkt galt, haben viele Menschen den Fiskus geprellt, ohne es zu wissen. Gleichzeitig wurde dies auch verfolgt, was hohe Kosten verursacht hat. Seit 2010 ist nun der Versender in der Pflicht die Kaffeesteuer in Deutschland korrekt anzumelden und abzuführen. Anfang der 2000er Jahre wurde hart darüber diskutiert sie abzuschaffen. Generell gab es in der Geschichte der deutschen Kaffeesteuer viele Bestrebungen sie loszuwerden – vornehmlich natürlich aus der Kaffeebranche. Wie wir beide jetzt wissen, bisher ohne Erfolg.

Fazit

So gewöhnlich uns Kaffee heute vorkommen mag, er ist ein Luxusgut aus fernen Ländern. Das er entsprechend besteuert wird, scheint insofern logisch. Wenngleich auch nur wenige andere Länder eine Kaffeesteuer habe. Außer Deutschland gibt es sie noch in Belgien, Litauen, Dänemark, Norwegen und der Schweiz.

Ob sie nun gerechtfertigt ist oder nicht, durch ihre tiefe Verankerung in der Kaffeegeschichte ist die deutsche Kaffeesteuer ein spannender Teil unseres Lieblingsthemas.

Danke fürs Lesen!

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