In Nahaufnahme sehen wir einen Siebträger gefüllt mit Espresso Mehl, sowie einen Tamper. Beides wird von einem Unbekannten in der Hand gehalten. Er trägt ein weißes Oberteil.

…und ist Espresso im Stehen günstiger?

Espresso und Italien, dass gehört zusammen wie Schuh und Schnürsenkel oder Arsch und Eimer. Er ist ein echtes Kulturgut, ein Grundnahrungsmittel und bald vielleicht auch ein UNESCO Weltkulturerbe. Entsprechend viele Mythen ranken sich darum, viel zu viele, um sie in nur eine Folge zu stecken.

Heute fangen wir daher einfach mal mit dem Espresso Preis in Italien, bzw. mit dem dazugehörigen Espresso Preisgesetzt, an. Ist Espresso im Stehen günstiger und stimmt es, dass der Espresso Preis in Italien generell auf einen Euro begrenzt ist? Fragen über Fragen und Mythen über Mythen, oder doch nicht? Wer weiß das schon? Du, wenn du den Artikel weiterliest.

Auch wenn du dich für die Geschichte von Espresso interessierst, gibt es hier bestimmt eine Menge interessante Informationen frei Haus. Die Links aus der Folge findest du wie immer gesammelt am Ende des Artikels.

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Kulturgut Espresso

Wer an Italien denkt, der denkt auch an Espresso. Ok, vielleicht auch an Pizza, Pasta, Strand & Meer. Unbestritten ist aber die tiefe Verwurzelung zwischen dieser Art des Kaffeekonsums und der italienischen nationalen Identität. Nicht umsonst gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen, die italienische Espressokultur zum UNESCO Weltkulturerbe zu erheben. 

Jeder, der schon mal bewusst in Italien einen Caffé getrunken hat, oder auch nur dabei zugesehen hat, wie Einheimische dies zelebrieren, der weiß auch, das läuft anders als in anderen Ländern.

Zwei Espresso Tassen stehen auf einer Maschine, während hellbraune Flüssigkeit aus einem Siebträger hineinläuft. Die Espressomaschine im Hintergrund ist schwarz, genau wie der Griff des Siebträgers.

Der Espresso wird schnell zwischendurch konsumiert, als kleiner Stop-over im Alltag und das mehrmals täglich. Der Gast kommt rein, ordert einen Caffé, nimmt und zahlt ihn quasi gleichzeitig, süßt ihn vielleicht noch, Rühren, zwei Schluck nehmen, schwenken, noch ein Schluck, fertig, ciao pfiat di servus…

Dieser Vorgang läuft ausschließlich im Stehen ab, und wiederholt sich gut und gerne 5 – 10 mal täglich, teilweise noch öfter.

Ebenso findet all das immer noch bevorzugt in kleinen familiengeführten, bzw. unabhängigen Espressobars statt. Selbst in großen Städten sind die großen Ketten verhältnismäßig unterrepräsentiert. Auch das hat – unter anderem – mit der Art des Konsums und dem Preisgesetzt für Espresso in Italien zu tun. Das Gesetz gibt es nämlich tatsächlich.

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Wer hat’s erfunden?

Diesmal nicht die Schweizer.

Wie wir eben schon festgestellt haben, geht es beim traditionellen Espresso nicht um ausgedehnte Unterhaltungen zwischen Freunden. Nicht lang Schnacken, Kopp in´Nacken würde wohl der Norddeutsche sagen.

Sogar in den Genen der Siebträgermaschinen ist diese Geschwindigkeit verankert, denn genau dafür wurde sie erfunden. 1855 hat Luigi Bezerra die erste mit Dampf betriebene Maschine zur Kaffeeextraktion auf der Weltausstellung präsentiert. Diese „Kaffeelokomotive“ war entworfen, um den Extraktionsprozess zu beschleunigen und ist der Ursprung der späteren Espressomaschinen.

Auch wenn die ersten Maschinen noch mit weniger Druck gelaufen sind und der entstehende Kaffee, heute wohl nicht mehr als Espresso durchgehen würde, haben die ersten Modelle ihren Dienst um 1900 herum aufgenommen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es durchaus unterschiedliche Angaben zum wahren Urvater und echten Erfindern der Technik gibt.

Die Kaffees aus den „Macchinas“ wurde direkt an der Bar zubereitet, serviert und konsumiert. Die erste kommerziell hergestellte Maschine war dann wohl eine „La Pavoni Ideale“.

Das Espresso Preisgesetzt in Italien

Kaffee war um 1900 herum auch in Italien ein Luxusgut, besonders den Konsum außer Haus konnten sich eher die oberen Schichten leisten. Da er aber bereits damals ein wichtiger Bestandteil des Lebens war, wurde der „Caffé al banco“, also der schnelle Kaffee an der Bar, 1911 auf eine Liste mit anderen „Notwendigkeiten“ gesetzt. Am ehesten wäre das in Deutschland wohl mit einem Grundnahrungsmittel zu vergleichen.

Dieser Erlass legte jeweils bestimmte Bedingungen fest, um die Dinge auf der Liste für alle erschwinglich zu halten, bzw. zu machen. Teil davon ist die Möglichkeit einer Preisfixierung.

Seither kann die jeweilige Kommune unter anderem festlegen, welchen Preis ein Espresso an der Bar haben darf, aber teilweise auch an welchen Tagen welche Bars öffnen dürfen.

Die Auswirkungen

Diese Kombination hat dazu geführt, dass es für große Ketten sehr lange sehr uninteressant war Filialen zu eröffnen. Heute haben wir daher eine riesige Vielfalt an urigen Espresso Bars.

Eine weitere Folge des Ganzen ist, dass ein niedrig angesetzter Maximalpreis die Gastronomen dazu zwingt zu sparen. Das funktioniert auf mehreren Ebenen, aber vor allem durch die Reduktion des Wareneinsatzes.

Ein Siebträger wird an der Espressomühle mit Kaffeemehl gefüllt. Alles aus glänzendem Edelstahl. Korrektes Mahlen ist ein wichtiger Schritt um einen Espresso gut zubereiten zu können.

Die Rohkaffeequalität kann man übrigens durch sehr dunkles Rösten puffern. Auch Canephora, aka. Robusta, ist i.d.R. deutlich günstiger im Einkauf als hochwertige Arabica Varietäten. Das ist kein negatives Urteil, sondern eine Information. Ich mag guten italienischen Espresso. Ist die Qualität des Kaffees richtig gut, muss an anderen Stellen gespart werden. Wer das dann tragen muss, dürfte unterschiedlich sein.

Ebenso wird durch das Espresso Preisgesetz in Italien, bzw. durch fixierte Preise im Generellen, der Kaufkraftverlust oft ausgeblendet. Denn 1€ im Jahr 2000 war etwa 0,4€ mehr wert als 2020. Kosten für Miete, Strom, Wasser, Löhne & Ware steigen einfach und wollen auch gezahlt werden.

Außerdem zu erwähnen ist, dass die Margen, gerade prozentual gesehen, wirklich hoch sind. Pro Tasse á 1€ benötigt man – je nach Kaffeequalität – etwa Ware im Wert von 5 – 15Cent. So bleiben im Schnitt 90Cent je Tasse hängen. ABER vor Steuern, und davon wollen dann auch noch die Kosten für Miete, Lohn, Wasser, Strom, Werbung, Instanthaltung, u.v.m. gezahlt werden. Dann kannst du dir in etwa vorstellen wie viele Espressi verkauft werden müssen, nur um die Kosten zu denken.

Ist Espresso im Stehen günstiger?

Ja, und auch das ist eine Auswirkung aus diesem Mischmasch an Faktoren. Denn die Preisbindung für Espresso gilt eben nur „al banco“, also an der Bar. Setzt man sich, kommen Aufschläge hinzu und das zurecht.

So kann es sein, dass man an der Bar 1€ zahlt, am Tisch aber 3€ und mehr. Hier noch ein No-Go für deinen nächsten Italien Urlaub: Nimm niemals den Espresso von der Bar und setzte dich damit hin!

Drei Espresso in drei Tassen stehen nebeneinander, diagonal im Bild, auf einem schwarzen Untergrund.

Caffé Sospeso

Durch die kalkulierbare Günstigkeit des Getränks, hat sich eine schöne Form der Führsorge entwickelt, nämlich der „Aufgehobene“. Ein Gast kann diesen bestellen, bekommt dann einen Espresso zum Preis von zwei. Den zweiten kann dann ein bedürftiger Gast ordern.

In meinen Augen eine wunderbare Sache, die zeitweise fast ausgestorben war, sich aber inzwischen wieder deutlich ausbreitet. Dies geschieht übrigens auch in anderen europäischen Ländern. Immer mehr Cafés nehmen teil. Wo genau, dazu gibt es Karten, bzw. Informationsportale wie suspendedcoffee.de .

Zusammengefasst

Die Preisbindung für Espresso in Italien hat ihre Vor- und Nachteile. Was man davon hält, darf jeder selbst entscheiden. Fakt ist, Espresso ist ein echtes Kulturgut und wir alle erfreuen uns daran.

Das Espresso nur 1€ kosten darf, ist allerdings nicht ganz richtig. Es ist – schon sehr lange – der Durchschnitt und die Menschen haben sich daran gewöhnt. Im Süden ist der Preis aber geringer, im reicheren Norden dafür deutlich höher. Festlegen darf den Preis jede Kommune für sich.

Danke fürs Lesen!

Links zur Folge

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Danke für das tolle Titelbild: Photo by Enis Yavuz on Unsplash

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