Verschiedene Varietäten der Kaffeepflanze liegen aufgeregt nach Reifegrad auf dem Heck eines Pickups

Warum dieser Vergleich hinkt und was Varietäten sind

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Das es Arabica und Robusta gibt, hat wohl jeder schon mal gehört. Das dieser Vergleich aber eigentlich ziemlich hinkt, wissen die Wenigsten. Die Botanik der Kaffeepflanze ist, sehr viel komplexer, als du vielleicht denkst. Es gibt viele verschiedene Arten und noch mehr unterschiedliche Varietäten.

Warum das auch für dich interessant ist, was die Unterschiede sind und warum hier sogar sehr viel Forschung betrieben wird, dazu gibt es ab heute eine neue Serie – Botanik der Kaffeepflanze.

Beginnen wir am Anfang

Kaffee so wie wir ihn kennen, ist der verarbeitete Samen einer kirschähnlichen Frucht. Bevor dieser Samen zu dem wohlduftenden Gebräu gemacht werden kann, welches wir so lieben, muss er einige Schritte durchlaufen. Er wird fermentiert, getrocknet, geschält und geröstet.

Eine junge Kaffeepflanze der Art Arabica. In der Botanik ist das ein anderer Rang als die Varietät Robusta.

Wir beschäftigen uns heute mit der Pflanze, welche diese Frucht hervorbringt. Die „Coffea“ ist ein strauchartiges Gewächs und zu den Rötegewächsen (Rubicaen). Innerhalb dieser Gattung gibt es Arten.

Ziemlich viele sogar. Derzeit sind etwa 90 – 110 Coffea Arten benannt. Die exakte Zahl variiert je nach Quelle und Aktualität selbiger. Zudem wird seit Jahren in diesem Feld intensive Forschung betrieben, was natürlich auch dazu führt, dass sich hier immer wieder etwas verschiebt. 

Ziel dieser Forschungen ist u.a. Pflanzen zu finden, die eine höhere Widerstandskraft gegen klimatische Änderungen und Schädlinge haben.

Die Arten an sich sind dann natürlich auch unterschiedlich bekannt. Die bekanntesten Arten sind: Arabica, Canephora, Exzelsa und Liberica.

Varietäten

Ein Ast einer Kaffeepflanze mit voll mit Kaffeekirschen. Das ist eine Pflanze der Arabica Art.

Die Arten haben jeweils nochmals Untergruppen, diese heißen dann Varietäten. Oft wird an dieser Stelle der Vergleich mit Wein gezogen. Es gibt Weiß- und Rotwein, jeweils mit entsprechenden Rebsorten. Das ist definitiv verständlich, allerdings sei darauf hingewiesen, ich bin kein Weinfachmann, also nimm das als simples bildliches Beispiel.

Bleiben wir also in der Botanik der Kaffeepflanze und schauen uns das mal an einem Beispiel an, der „Coffea Arabica“.

Sie hat einige tausend Varietäten. Einige davon natürlich auch deutlich weiterverbreitet als andere, denn jede von ihnen hat bestimmte Eigenschaften. Das können Dinge sein wie die Wuchsform der Pflanze, Farbe und Form der Blätter, Ansprüche an den Boden, aber auch Ertrag, Tassenprofil und Widerstandskraft gegen gewisse Einflüsse.

Bekannte Arabica Varietäten sind zum Beispiel: Typica, Bourbon, Caturra, Catuaí, Geisha, Heirloom.

Aber was ist denn jetzt mit Robusta?

Robusta wird oft als Gegenstück zu Arabica gesehen, was zwar in Bezug auf viele Sensorische Eigenschaften halbwegs stimmt, aber in der Botanik der Kaffeepflanze nicht so wirklich.

Denn Robusta ist eine Varietät der Art Canephora. Etwas besser zu verstehen ist das wenn man sich den „Kaffeestammbaum“ anschaut (vielen Dank für die tollen Grafiken an die Kollegen von Coffee Imports).

Vergleichbar ist Robusta also eher mit Typica oder Bourbon. Alles drei sind ursprüngliche Sorten, aus denen ganze Familien an Verwandten Varietäten entstanden sind. So etwas passiert durch natürliche oder künstliche Kreuzungen und Mutationen.

An der Stelle zweigen unglaublich viele interessante Wissenstränge ab, welchen wir uns bei Gelegenheit auch noch widmen werden.

Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Canephora Varietäten: Conillon, Congusta, Elite, Old Paradenia, Robusta.

Die wichtigsten Eigenschaften

Arabica vs. Canephora, zwei Arten der Kaffeepflanze im Vergleich. Dabei sind es jeweils zwei unterschiedliche Varietäten.

Wie es bei Arten in der Botanik nun mal so ist, gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den jeweiligen Eigenschaften. 

Arabica ist die Prinzessin auf der Erbse unter den Coffeas. Sie hat ein vielfältiges Tassenprofil. Sie bringt die feinen Aromen mit, welche viele Kaffeeliebhaber so schätzen. Zudem ist sie die einzige Art, die selbstbestäubend ist. Zeitgleich ist sie aber auch deutlich empfindlicher, was die Bedingungen angeht, in welchen sie gedeit. Sie wächst nur in Hochlagen, braucht viel Licht, aber keine direkte Sonne, keinen Frost, aber Kälte, viel Wasser, aber nur zu bestimmten Zeiten und wohl dosiert.

Canephora hingegen ist robuster (kleine Eselsbrücke 😉 ). Diese Art wächst auch im Flachland, verträgt größere Wetterextreme und bringt vor allem kräftige und erdige Aromen, sowie viel Körper und deutlich mehr Koffeein mit. Die Bohnen sind dabei kleiner und haben eine leicht andere Form. Da Canephora auch im Flachland angebaut werden kann, ergeben sich für sie auch andere Anbauregionen und Erntemöglichkeiten. Lange Zeit kannte man Canephora nur als „schlechten“ Kaffee, der beigemischt wurde, um z.B. Preisangepasste Blends zu kreeiren. Das ändert sich seit ein paar Jahren. 

Diese beiden Arten sind die wirtschaftlich bedeutenden – aktuell. Etwa 70% der Weltmarkt Produktion fallen auf Arabica, etwas unter 30% auf Canephora., der Rest ist vor allem Liberica und Excelsa.

Gerade in die Erforschung von Liberica wird aktuell stark betrieben, um neue Pflanzen und Varietäten zu finden, die in Zeiten des Klimawandels, besser zurecht kommen. Bevor die allerdings die Welt erobern können, müssen sowohl der Ertrag als auch das Tassenprofil noch „optimiert“ werden.

Zusammengefasst

Die Botanik der Kaffeepflanze ist vielen gar nicht bekannt, dabei ist es ein Teil der Gesamtbetrachtung, der entscheidenden Einfluss hat auf alles andere! Sowohl die Zukunftsfähigkeit der gesamten Branche, als auch auf deinen Genuss daheim.

Wenn ich mich auf eine Sache festlegen müsste, die du aus alle dem hier mitnimmst, dann wäre es wohl: Kaffeevielfalt beginnt in der Botanik. Wer genießen will, sollte sich damit zumindest ein bisschen auseinandersetzten.

Hör dafür auch gern die Folge an, da gehe ich auf den ein oder anderen Punkt immer noch ein bisschen anders ein.

Danke fürs Lesen und lass dir deinen Kaffee schmecken!

Links aus der Folge:

Nachhaltigkeit und Kaffee, passt das zusammen? – Folge 7

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