Blick in eine Kaffeeplantage auf der die Kaffeepflanzen in einem tropischen Waldsystem, zwischen vielen weiteren Bäumen wachsen.

Wie eine kleine Kaffeepflanze um die Welt reiste

Ich finde es ist wieder Zeit für etwas Geschichte. Besonders wenn die Geschichte so viel Einfluss auf uns und die Herausforderungen der Zukunft hat. Deshalb unterhalten wir uns heute über die Herkunft und Verbreitung von Kaffee. Keine Sorge, nicht die Geschichte mit der Ziege, auch nicht wie er sich als Getränk verbreitet hat – das gab es alles in Folge 5. Auch die Entstehung der Kaffeehäuser hatten wir schon, in Folge 14. Heute geht es darum, wie ein ziemlich empfindliches Pflänzchen aus den Hochlagen Äthiopiens, eine Reise um die Welt hingelegt hat.

Die Geschichte heute ist übrigens die von Arabica. Die Entdeckung und Kultivierung von Canephora, bzw. Robusta ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Den Unterschied zwischen Arabica und Robusta erfährst du in Folge 23.

Trotzdem ein kleiner Recap

Kaffee ist ein strauchartiger Baum mit vielen Arten, noch mehr Unterarten, welche jeweils mehrere tausend Varietäten haben. Wirtschaftlich genutzt werden hauptsächlich Varietäten von Arabica, also dem Hochland Kaffee und Canephora, dem widerstandsfähigem Tiefland Kaffee. Beide haben im Vergleich zu ihren Verwandten einen guten Ertrag und produzieren trinkbare Qualität.

Über die Pflanze an sich kommt bald eine eigene Folge, bzw. seien dir die oben erwähnten empfohlen.

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Was ist der Kaffee Ursprung?

Die Entdeckung von Arabica lässt sich grob auf die südwestlichen Hochlagen des heutigen Äthiopiens eingrenzen. Dort wächst und gedeiht die Pflanze wild im Wald an steilen Hängen. Da Kaffee nun mal großartig ist, haben Menschen die ersten Pflanzen auch in die nördlicheren Hochlagen Äthiopiens mitgenommen. Aus welchem Grund das passierte, ist nicht bekannt. Sehr sicher sind sich Forscher aber dabei, dass die Menschen damals die Pflanzen noch nicht so genutzt haben, wie wir Kaffee heute kennen. Typisch waren das Kauen der Blätter, Kraft gebende Nahrung, in die Früchte eingearbeitet wurden, u.ä.

Diese erste Abwanderung der Pflanzen, etwa zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert, bedeutete auch, dass die empfindliche Coffea Arabica aus ihrem natürlichen Klima gezogen wurde. Das verursacht bei allen Lebewesen eine Anpassungsreaktion. Davon sollte es in ihrer langen Geschichte dann noch einige geben und sie sind wichtig für das was wir heute unter Kaffee kennen.

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, die Canephora Varietät „Robusta“ wurde im Kongo entdeckt.

Wie hat sich Kaffee verbreitet?

Die Wege des Kaffees sind unergründlich…nein, eigentlich kann man das ganz gut nachvollziehen, wie sich Kaffee verbreitet hat. Anfangs sind die Pflanzen mit den Menschen mitgereist, damals noch als Teil der Nahrung oder auch als Deko.

Auf diese Art schafften es dann einige Kaffeepflanzen in den Jemen. Aufgrund seiner steigenden Beliebtheit und hoher Nachfrage, wurde dort auch begonnen ihn zu kultivieren, also zum Verkauf anzubauen. Anschließend wurde der Jemen zur Supermacht der Kaffeeerzeugung und die Ausfuhr von Teilen der Kaffeepflanze, stand unter Todesstrafe.

Die niederländische Rolle

Trotz allen Hürden haben es niederländische Spione im 17 Jahrhundert geschafft Samen auszuführen. Da er nicht in ihrer Heimat wächst, begannen die Niederländer Kaffee in ihrer Kolonie auf Java zu pflanzen – mit gutem Erfolg. Innerhalb von wenigen Jahren produzierte die Insel ca. 90% des Weltmarkts.

Kluge Strategen setzten aber auf mehr als ein Pferd, daher wurde auch damit begonnen Pflanzen aus Java in Suriname, einer niederländischen Karibik Enklave auf dem Festland, anzubauen.

Die französische Rolle

Auch die Franzosen konnten durch Kriegsgewinne Pflanzen aus dem Jemen ergattern und begannen diese in ihrer Kolonie auf Bourbon, dem heutigen Réunion, zu kultivieren. In den 1720er Jahren entstand dann eine ganz bekannte Geschichte zur Verbreitung des Kaffees, die Geschichte des Noble Trees.

Der Noble Tree

Als Teil von Friedensverhandlungen wurde dem französischen König eine Kaffeepflanze übergeben. Sie ging in die Geschichte ein, denn für sie – so sagt man – wurde das erste Gewächshaus im botanischen Garten erbaut und Setzlinge von ihr wurden in die französische Kolonie auf Martinique verbracht. Diese Pflanze wird als „The Noble Tree“ bezeichnet. Die Geschichte geht so weit, dass der heroische Marine Offizier Gabriel de Clieu, seine Wasserreserven auf der langen Überfahrt mit den empfindlichen Pflanzen geteilt haben soll. Diese Setzlinge sollen dann sollen der Überlieferung nach, der Ursprung aller in Lateinamerika wachsenden Kaffeepflanzen sein.

Inzwischen geht man allerdings davon aus, dass diese heroische Überlieferung nicht ganz der Wahrheit entspricht und die Kultivierung von Kaffee in den französischen Kolonien auch mit Kaffeepflanzen aus dem niederländischen Suriname, sowie von Bourbon, stattfand.

Die Britische Rolle

Ja, auch die Teenation hat ihren Beitrag geleistet in der Verbreitung des Kaffees. Auch sie hatten Kolonien und haben dort erbeutete Pflanzen kultiviert und das sogar mit viel Erfolg. Mitte des 19. Jahrhunderts produzierten die englischen Kolonien in Indien und Ceylon, genauso viel wie die niederländischen Kolonien.

Auch heute ist Kaffee aus Ceylon noch welt….nein. Kaffee aus Ceylon? Richtig, den gibt es nicht. 1869 brach eine Pilzerkrankung namens Coffee Leaf Rust, aka. La Roya, aus und zerstörte innerhalb weniger Jahre alle Kaffeepflanzen auf der Insel, machte aber auch vor großen Teilen Javas, Sumatras und Indiens nicht halt. Auch heute noch ist diese Krankheit eine erhebliche Bedrohung für viele Kaffeepflanzen, dazu aber auch mehr in einer eigenen Folge.

Kaffee aus den Kolonien

Einen Großteil der Verbreitung von Kaffee haben wir also den europäischen Kolonien zu verdanken. Definitiv kein Kapitel, in dem wir uns mit Ruhm bekleckern. Es gab große Rodungen für die Plantagen und Sklavenarbeit, soweit das Auge reicht. In vielen Regionen wurden diese Strukturen irgendwann durch Revolutionen zerschlagen, schaut man genau hin, sind viele der Systeme unterschwellig allerdings noch immer wirksam.

Trotz der Dunkelheit dieser Tage muss man auch festhalten, es wurden wichtige Dinge entdeckt. Herr Labroie hat beispielsweise 1798 eine Schrift verfasst, in welcher er detailliert festhält, wie man Kaffee produziert. Von der Pflanzung, bis zur gewaschenen Aufbereitung. Besonders letztere findet heute nahezu noch genauso statt.

Zusammengefasst

Wie das alles genau abgelaufen ist, lässt sich durch Schriften natürlich nur bedingt belegen. Allerdings hat die Geschichte der Verbreitung von Kaffee heute deutliche mess- und schmeckbare Auswirkungen auch auf deinen Kaffeegenuss. Anhand der großen Verwandtschaft der Kaffees in großen Teilen der Welt, verglichen mit der Vielfalt der Gene in den Regionen des Kaffee Ursprungs, erkennt man all das nämlich sehr gut.

Welche Einflüsse er genau hat, dass erkläre ich dir in einer eigenen Folge.

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