Schwarzer Kaffee aus der Siebträgermaschine,
wie macht man´s richtig?
“Einen schwarzen Kaffee, bitte” – “Americano oder Cafe Creme?” – „Ähm, egal, einfach einen schwarzen Kaffee“
Diese Unterhaltung führt man als Barista durchaus öfter, denn die aller meisten Menschen wissen nicht, dass es zwischen einem Americano und Cafe Creme überhaupt einen Unterschied gibt. Was soll ich sagen, es gibt ihn, er ist – für mich – dramatisch und ich denke als Kaffeeliebhaber und/oder Barista sollte man ihn kennen.
Heute widmen wir uns daher den Fragen: Was ist denn ein Kaffee Americano und was ein Cafe Creme? Gibt es jeweils Vor- und Nachteile in Genuss und Zubereitung? Was eignet sich besser als schwarzer Kaffee und vor allem warum könnte das für dich als Kaffeeliebhaber, Gastronom und/oder Barista interessant sein?
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Was ist ein Kaffee Americano?
Wenn man sich anschaut, wie der Americano das Licht der Welt erblickt hat, dann erübrigen sich – in meinen Augen – auch so ziemlich alle anderen Fragen rund um das Thema.
Stell dir vor, du kennst ausschließlich eher dünnen Filterkaffee, kommst nach Italien und bestellst einen Kaffee. Wie wir aus dem Beitrag zum Espressopreis in Italien und der Geschichte des Kaffees wissen, hat dieses Land aber schon recht lange eine sehr spezifische Art seinen Kaffee zu brühen. Der servierte Extrakt wird dort caffé genannt, bei uns Espresso.
Wenn du nun einen Pot dünnen Filterkaffee erwartest und eine Miniportion zähflüssigen Espresso bekommst, dann wird es schwierig für die eigene Erwartungshaltung und den Gaumen.
So erging es wohl auch den amerikanischen Soldaten im und nach dem 2. Weltkrieg. Sie baten somit regelmäßig um eine stark verdünnte Version des Caffé. Da Espresso aber sehr bitter wird, wenn man zu viel Wasser durch den Kaffee laufen lässt, wurde er einfach mit heißem Wasser verdünnt. Mehr dazu in der vorherigen Folge „Warum schmeckt Kaffee bitter?“
Der Rest ist schnell erzählt. Wir Menschen neigen dazu Dingen einen Namen zu geben, um sie zu vereinfachen und zusammenzufassen. Wenn man also einen Espresso mit heißem Wasser verlängert – weiter als einen Lungo – um daraus eine Tasse Kaffee zu machen, dann nennt man das resultierende Getränk Caffé Americano.
Als Tipp sei dir mitgegeben: befülle die Tasse erst mit heißem Wasser und lass dann den Espresso in die Tasse laufen, so erhältst du auch auf diesem Getränk ein bisschen Crema.
Was ist ein Cafe Creme?
Die Folgende Herleitung kann ich in dieser Form nicht belegen. Sie stammt aus Geschichten, die ich gehört habe und persönlichen Einschätzungen unter Berücksichtigung all meiner Erfahrungen in der Kaffee Branche.
Wir Deutschen lieben unseren Pot Kaffee. Nach wie vor ist der Filterkaffee und schwarzer Kaffee der Deutschen liebste Art Kaffee zu konsumieren. Genauso lieben wir Deutschen aber auch das italienische Dolce Vita und vor allem diese „echt italienischen Espressomaschinen“.
Es gehört also für fast jedes Unternehmen von der Bäckerei an der Ecke, bis zum Versicherungsmarkler im Zentrum, zum guten Ton ein solches Gerät zu haben und damit Kaffee auszuschenken. In den aller meisten Fällen kommt da anfänglich tatsächlich auch trinkbarer Espresso raus, bis dann nach ein paar Wochen die Bohnen irgendwie anders schmecken. (Wenn dir das bekannt vorkommt, dann schau doch auch gern mal bei meinen Beratungen für Unternehmen vorbei 😉 )
Die Kombination aus Kundennachfrage nach beidem, Espresso/Cappuccino & Co., sowie einer Tasse Kaffee, hat einen gewaltigen Haken. Es gibt erhebliche Klippen zu umschiffen, um aus einer solchen „echten italienischen Espressomaschine“ einen leckeren langen Kaffee herauszuholen.
Eine Lösung ist: Man nimmt andere Bohnen, heller geröstet, anders geblendet, mahlt sie anders und schafft es so im Optimalfall eine trinkbare Tasse zu erziehlen. Ein so produziertes Getränk hat dann ebenfalls eine Crema oben auf und nennt sich Cafe Creme.
Dieses Getränk ist aber eine extrem deutsche Version des Kaffeegenusses. Selbst in unseren nächsten Nachbarländern kennt man das Getränk eher weniger. Hier wird traditionell Americano, Verlängerter, Lungo, Café prolongé, oder ähnliches bestellt.
Americano oder Cafe Creme, was ist besser?
Wir kommen zu des Pudels Kern. Wie bereits vorher schon kurz angeschnitten, gibt es einige Hürden auf dem Weg zu einer leckeren Tasse langen Kaffees aus einer Siebträgermaschine. Diese muss man zum einen kennen und zum anderen dann auch den Aufwand betreiben, um sie auch wirklich zu umschiffen.
Ob sich dieser Aufwand lohnt, hängt schwer von den jeweiligen Gegebenheiten ab. Aus meiner persönlichen Erfahrung und jahrelangem Beobachten unterschiedlichster Umstände kann ich sagen, dass dieser Zwiespalt zu teils gruseligen Lösungsansätzen führt.
Grundsätzlich sollte jedem, der eine „echte italienische Siebträgermaschine“ sein eigen nennt, klar sein, dass die Dinger für die Extraktion von Espresso konzipiert sind. Stell dir vor du stehst auf dem Parkplatz eines großen Möbelhauses und beobachtest jemanden, der versucht seine neue Schrankwand in den Kleinwagen zu stopfen. Was löst das in dir aus, Belustigung oder den Wunsch es nachzumachen?
Zusammengefasst
Jeder darf seinen Kaffee trinken, wie er oder sie das möchte. Wenn das ein Espresso basiertes Getränk ist, dann bietet sich die Zubereitung in einer Siebträgermaschine an. Ist es eine Tasse schwarzer Kaffee, dann darf darüber nachgedacht werden, ob eine solche Maschine die richtige Wahl ist. Immerhin gibt es auch ganz hervorragende Wege ganz hervorragenden Filterkaffee zu produzieren.
Stellt sich diese Frage im Kontext eines Unternehmens, bzw. geht es darum beide Wünsche zu vereinen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die in meinen Augen Ungeeignetste ist der Cafe Creme. Gerade weil es sehr viel einfacher ist konstant einen wirklich leckeren Americano zu produzieren, als einen Cafe Creme. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Aber auch einen Milchkaffee kann man beispielsweise ganz leicht, mit einem Americano als Grundlage, herstellen.
Jede Situation ist freilich unterschiedlich. Ich für meinen Teil trinke lieber einen guten Filterkaffee, oder Americano, als einen schlechten Cafe Creme.
Vielen Dank für´s Lesen, Teilen und Unterstützen!
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Danke für das schöne Titelbild: Photo by Alesia Kazantceva on Unsplash
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