Kaffeeplantage im Agroforst Mischsystem in Huehuetenango. Man sieht über verschiedene Pflanzenarten hinweg in ein breites Tal und die Ferne. Offensichtlich befinden wir uns auf einem Berg in Lateinamerika.

Ein großartiges Thema für eine spannende Lebensreise

Kaffee ist eine Waldpflanze, zumindest ursprünglich. Das was wir heute zum Großteil konsumieren ist das Produkt aus vielen Jahrhunderten Kultivierung und Züchtung, mit dem Hauptziel möglichst viel Ertrag zu bringen. Das funktioniert besonders gut in großen Monokulturen. Diese haben durchaus ihre ökonomischen Vorteile, bringen aber erhebliche ökologische Nachteile mit sich.

Ein Ansatz alle Interessen von Landwirt und Natur zu bedienen, ist die Agroforstwirtschaft. Gerade in Gebieten mit schwieriger Ressourcenlage ein wirklich spannender Ansatz, der auch die Lebensreise meines heutigen Interview Gasts geprägt hat.

Der Interviewgast des Tages, steht mit kariertem Hemd in seinem Garten und erklärt etwas an einem Baum. Man merkt, dass er für Agroforstwirtschaft und Entwicklungshilfe brennt.

Gerhard beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit einem ganzen Themenkomplex zur nachhaltigen Bodennutzung, wie beispielsweise Agroforstsystemen. Zu diesem Bereich ist er, im Rahmen der Entwicklungshilfe, seit Jahrzehnten in der Welt unterwegs, spannender weise bevorzugt in Kaffeeproduktionsländern.

Unser Gespräch, zäumt dein und mein Lieblingsthema von einer ganzen anderen Seite auf. Sein Wissen zu Botanik, Boden und auch der Entwicklungsgeschichte des Kaffeeanbaus ist riesig. All diese Themen mit jemanden zu diskutieren, der nicht direkt aus der Kaffeebranche stammt ist eine absolut erfüllende Erfahrung. Denn veränderte Blickwinkel sind einfach Gold wert, um ein Thema ganz zu erfassen.

Wie immer möchte dir hier im Blogartikel noch ein bisschen anderen Input mitgeben. Also lohnt sich beides, das Hören und das Lesen. In welcher Reihenfolge bleibt natürlich dir überlassen. In jedem Fall wünsche ich dir jetzt viel Spaß dabei.

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Kaffeeanbau – ein bisschen Grundlagenwissen

Aus ökonomischer Sicht erst mal ein kluger Schachzug. Allerdings liegen die Plantagen oft in Regionen mit schwierigen Ressoucenlagen. Das kann mangelnder Niederschlag sein, aber auch Dinge wir zunehmend karge Böden. Verbunden mit den ebenfalls immer weiter steigenden Temperaturen macht das den Anbau stetig schwerer. Auch Schädlinge und Krankheiten breiten sich natürlich deutlich schneller in Monokulturen ohne funktionierendem Ökosystem aus. Das ganze Landstriche, auf denen nichts anderes wächst als Kaffee, weder für die Biodiversität, noch für die Versorgungslage der dort lebenden Menschen gut ist, braucht man wohl kaum erwähnen.

Sehr viele grüne Pflanzen auf verschiedenen Wuchshöhen. Ein Agroforst im Kaffeeanbau. Wir stehen in einem kleinen Tal, im Hintergrund erhebt sich ein weiterer Berg.

Daher wird die Idee der Agroforstwirtschaft auch im Kaffeeanbau immer populärer. Hierbei geht es darum die regional ursprünglich vorkommende Vegetation wieder aufzupäppeln und ein funktionierendes Ökosystem herzustellen. Natürlich mit dem Ziel in Selbiges die Kaffeepflanze einzubauen.

Das funktioniert übrigens ganz hervorragend, denn sie gehört in das „Zwischengeschoß“ von tropischen/subtropischen Wäldern – also ursprünglich, vor ihrer starken Kultivierung. Setzt man also Pflanzen in diesem Schatten, dann können sie hervorragende Kaffees in guten Mengen produzieren, die Böden werden geschont oder können sich sogar erholen.

Agroforst als Entwicklungshilfe

Sich erholende Ökosysteme, finde ich per se ja schon mal erstrebenswert. Eine gute Agroforstwirtschaft kann aber noch mehr. Ist sie richtig aufgebaut, können nämlich neben der eigentlichen Nutzpflanze, hier Kaffee, auch noch andere Dinge angebaut werden.

Das können weitere Cash Crops sein, also Ernten, welche anschließend verkauft werden, oder aber auch einfach Nahrungsmittel für die Produzenten/Farmer/Kooperative/Gemeinde. Auf diesem Weg löst man also gleich mehrere Probleme.

Selbstredend gehört hier einiges an Know How dazu, gerade weil jede Region unterschiedlich ist. Kaffeeanbau findet rund um die Erde statt und somit kann es keine Blaupause für den einen Weg geben.

„Ich kaufe nur noch im Agroforst angebauten Kaffee“

Abgesehen davon, dass es schwer sein dürfte eine Quelle zu finden, die das ermöglicht, ist es leider keine funktionierende Lösung, denn nicht überallhin passt ein Agroforstsystem. Außerdem müssen die absurden Mengen Kaffee, die jährlich von uns Menschen verzehrt werden auch irgendwo angebaut werden, das wäre anders (meines Wissens) aktuell nicht möglich.

licht bewachsene Berge in Zentral Amerika, genauer gesagt in Huehuetenango auf einer Kaffee Farm. Die Hänge sind sehr steil und hoch.

Zudem können auch Monokulturen gut bewirtschaftet werden, ohne zu viel zu zerstören. Ihre Existenz kann auch dazu beitragen, dass nicht noch mehr Gebiete durch den Menschen beeinflusst werden.

Und damit sind wir bei des Pudels Kern. Es geht am Ende vor allem darum den zerstörerischen Einfluss im Zaum zu halten. Neue riesige Monokulturen, gerade in den Tropen sollten keine lohnende Option für Großkonzerne mehr sein. Die Kollegen von Vanlust haben lustiger Weise diese Woche eine Folge dazu herausgebracht. Da darfst du gerne mal reinhören, wenn dich das Thema noch näher interessiert. Außerdem war gestern, am 14.09.21. der Tag der Tropenwälder.

Zusammengefasst

Auch hier gilt mal wieder einer meiner liebsten Sprüche: „Augen auf beim Kaffee Kauf“.

Kaffee wird und muss, mindestens in Teilen, in großen Plantagen angebaut werden. Für viele Regionen eignet sich aber durchaus die Agroforstwirtschaft, um auch wirklich nachhaltig Kaffeeanbau betreiben zu können und viele regionale Probleme zu lösen.

Egal wie, ob verantwortungsvoll in einer Monokultur angebaut, in einem Agroforstsystem, oder in irgendetwas dazwischen, Kaffeeanbau ist immer aufwändig und nicht zum schleuderpreis möglich. Zumindest, wenn einem die ökologische und soziale Nachhaltigkeit am Herzen liegt.

Vielen Dank für´s Lesen!

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