Eine schwarz silberne Espressomaschine mit Holzdekor am Abtropfgitter steht auf einer Barista Bar. Es handelt sich um eine Dalla Corte Zero. Die Bar ist schwarz und der Hintergrund betriebsam. Genaueres verschwimmt in der Unschärfe der Ferne.

Über unterschätze Herausforderungen in einem vielseitigen Beruf

Der Barista Job ist ein großartiger. Im richtigen Umfeld kann diese Arbeit eine vollumfänglich befriedigende sein. Abwechslung, Kundenkontakt, Bewegung und mannigfaltige Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln, halten viele Menschen im weit gefassten Berufsbild eines Baristas.

Allerdings steht und fällt diese Einschätzung mit dem Umfeld, in dem die täglichen Herausforderungen gemeistert werden dürfen. Davon gibt es nämlich einige und sie hören nicht bei den physischen Herausforderungen auf. Gerade die psychische Belastung wird von vielen Seiten oft übersehen.

In diesem Artikel möchte ich Licht auf ein oft übersehenes und ebenfalls eher schwaches Glied in der Wertschöpfungskette werfen.

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Die versteckte Herausforderung als Barista

Wenn dich ein genaueres Bild zu den Herausforderungen im täglichen Barista Job interessiert, dann sei dir an dieser Stelle mein Artikel genau zu diesem Thema sehr empfohlen. Einen Link dahin findest du hier, oder auch am Ende dieses Beitrags.

Heute möchte ich nämlich das Scheinwerferlicht auf Bereiche werfen, die eher indirekt oder schleichend eine Herausforderung sind. Neben all den täglichen Handgriffen und kleinen bis großen Arbeiten, welche man als Barista jeden Tag koordinieren muss, die man aber lernen kann, kommt eine Komponente von außerhalb ins Spiel – menschliche Interaktion.

Schon von einigen meiner Kollegen wurde die Tätigkeit als Barista in den sozialen Bereich eingeordnet. Oft mit unterschiedlichen Ausgangspunkten für ihre Thesen und Wegen damit umzugehen, aber im Kern mit der Aussage, dass man als Barista auch viel auf sozialer, oder psychologischer, Ebene arbeitet.

Ein offenes Weckglas mit Kaffee steht auf einer Holztheke, neben einer Kaffeewaage. Hinter der Bar arbeitet ein Barista, den man im Anschnitt ab der Schulter sieht.

Das ist, historisch gesehen durchaus schlüssig. Ist Kaffee doch einfach ein unglaublich starkes soziales Schmiermittel. Er fördert die Kommunikation, ist eine kaum auszuschlagende Einladung und ist für viele Menschen fixer Bestandteil des täglichen Lebens.

Nun liegt dieser Teil des Barista Jobs manchen Menschen mehr als anderen. Es gibt die Kolleg*innen, die durch die Bars schweben, für jeden ein Lächeln und einen netten Spruch übrig haben. Es gibt die Kolleg*innen, die ihre tägliche Schicht als Auftritt sehen, absolute Entertainer sind, oder die, die deine Lieblingsbestellung schon nach deinem zweiten Besuch kennen und auf jeden Gast eingehen. (Und noch viele mehr).

Andere wiederum sind eher zurückgezogen, die „Nerds“, die sich eher dem Kaffee widmen wollen, Wusler, die einfach die Arbeit erledigen, und und und.

In den allermeisten Fällen ist die versteckte Herausforderung aber für alle gleich. Nämlich mehrere 100 kurze bis längere, leichte bis intensive menschliche Interaktionen jeden Tag. Klar ist menschliche Interaktion wichtig, das ist uns allen wohl spätestens seit 2020 klar, aber in Summe und auf Dauer kostet sie auch einfach Kraft. Den einen mehr, die andere weniger.

Das Umfeld macht´s

All das verknuspert man natürlich deutlich leichter, wenn man Energie und vielleicht auch noch gute Laune hat. Ein Barista ist aber nun mal, wie wir alle, ein Mensch. Wir Menschen haben aber solche und solche Zeiten, haben Höhen und Tiefen, Powerphasen, genauso wie Sorgen und Ängste.

Manchmal kann ein und derselbe Job, ganz leicht und fluffig locker sein, oder schwer und belastend werden. Dabei spielt die Intensität natürlich eine gewisse Rolle, aber auch die äußeren Umstände, wie zum Beispiel die Geschehnisse der letzten beiden Jahre. Zu diesen besonderen Bedingungen hat Perfect Daily Grind einen wunderbaren Artikel veröffentlicht, der mich am Ende auch inspiriert hat diesen hier zu verfassen.

Allerdings sehe ich das Thema etwas globaler, denn es auch schon vor 2020 wichtig gewesen sich um das Wohlergehen der freundlichen Gesichter hinter den Bars zu kümmern. Das Umfeld, in dem man als Barista arbeitet, ist in diesem gesamten Themenkomplex für mich der entscheidende Punkt.

Horst von einfach mal Kaffee steht an einer Barista Bar und Tampt. Er trägt einen grauen Kapuzenpulli und schaut erwartungsvoll in die Kamera. Im Hintergrund sieht man eine rote Dalla Corte Espressomaschine, sowie eine unscharf weitere Dekoration
  • Ist man als Mensch mit seinen Fähigkeiten am richtigen Platz? 
  • Wenn man Sorgen hat, oder ist die Belastung sehr hoch ist, wird das dann erkannt und dann auch entsprechend positiv darauf eingewirkt?
  • Kann man sich beruflich und persönlich weiterentwickeln? 
  • Bekommt man ein angemessenes Gehalt und das pünktlich?
  • Ist die Arbeitsatmosphäre vertrauensvoll?

Selbstverständlich gehören zu einem positiven Verhältnis auch immer beide Parteien. In manchen Fällen passen auch einfach Arbeitsstelle und Mensch nicht zueinander, auch dann sollte man nach Lösungen suchen.

Fairness

Über diese Umstände nachzudenken, sie gegeben Falls auf Augenhöhe zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, ist für mich Teil der Fairness. 

Immerhin sorgt der Barista täglich operativ dafür, dass du als Arbeitgeber Einnahmen generierst, dass deine Produkte verkauft werden und deine Gäste wiederkommen, dein Café empfehlen und, dass die Kommunikation zwischen dir und deinen Kunden vorhanden ist.

Ein Siebträger einer Rocket Espressomaschine steht auf einer Acaia Luna Kaffee Waage. Im Hintergrund sieht man die Maschine, sowie eine Mühle und Zubehör stehen. Alles samt ist nah aufgenommen und befindet sich auf einer schwarzen Barista Bar.

Über diese Umstände nachzudenken, sie gegeben Falls auf Augenhöhe zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, ist für mich Teil der Fairness. 

Immerhin sorgt der Barista täglich operativ dafür, dass du als Arbeitgeber Einnahmen generierst, dass deine Produkte verkauft werden und deine Gäste wiederkommen, dein Café empfehlen und, dass die Kommunikation zwischen dir und deinen Kunden vorhanden ist.

Im Gegenzug bekommst du als Barista aber auch ungeachtet der Auslastung, pünktlich dein Gehalt, von dem du dein Essen, deine Miete und deinen Urlaub bezahlst. Du brauchst dich wenig um deine Krankenversicherung kümmern, die Steuern werden abgeführt, du hast alle nötigen Arbeitsmittel zur Verfügung, haftest für wenig bis nichts und im Optimalfall wirst du auch noch weitergebildet.

Das Problem mit diesem Teil ist, leider ist es viel zu oft nicht so. In viel zu vielen Fällen sind es die netten Menschen hinter den Bars, die in komischen Arbeitsbedingungen festhängen, das Gehalt nicht rechtzeitig bekommen, und unter Generalverdacht stehen die Arbeitgeber auszunutzen. Es sind Berufe in denen wenig bis keine Zukunftssicherheit – so es denn sowas gibt – vorhanden ist. Das hat auf alle Bereiche des Lebens Einfluss. Etwas mehr dazu habe ich in der Podcast Folge erzählt.

Fazit

So unterschiedlich die Cafés dieser Welt sind, so unterschiedlich sind auch die Arbeitsbedingungen für den Barista. Es über einen Kamm zu scheren geht schlicht nicht.

Grund für diesen Artikel ist, dass ich schon lange etwas mehr Aufmerksamkeit auf ein schwaches Glied in der Wertschöpfungskette werfen will, welches einfach oft vergessen wird, einfach weil es hier bei uns ist. Sicherlich ist die Lage von so manchem Pflücker prekär, die von so manchem Barista aber auch – selbstverständlich in einem völlig anderen Ausmaß.

Noch zu betonen bleibt, dass es auch jede Menge ganz herausragender Arbeitsplätze als Barista gibt. Gerade in Firmen, die auf Fairness setzten, steigen Menschen quer als Barista ein und übernehmen irgendwann Leitungsfunktionen. Viele meiner Interviewgäste und Kollegen sind genau diesen Weg gegangen und stolz darauf.

Daher Augen auf, bei der Job Wahl! Der Kontext macht die Musik, oder das Umfeld entscheidet darüber, ob der Barista Job eine Quälerei, oder eine lebenslang erfüllende Berufung wird.

Danke fürs Lesen!

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