Ein Problem, ein Verbot und Alternativen
Hand aufs Herz, wir alle haben sie genutzt Einwegbecher für Coffee To Go. 320.000 davon wurden in Deutschland täglich (!) verbraucht. Ein Grund, weshalb es ab 2022 ein Verbot der Einwegbecher gibt – mit Ausnahmen versteht sich. Aber sind alle Mehrwegbecher eine echte Alternative? Was gibt es sonst für Möglichkeiten, um Nachhaltigkeit und den geliebten Coffee To Go zu kombinieren, bzw. geht das überhaupt und warum muss das überhaupt gehen?
In diesem Beitrag gibt es Info und Kontext aus meiner Erfahrung damit. Leicht und fluffig ist er nicht, aber ich hatte einfach das Bedürfnis mal mit dir darüber zu sprechen.
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Wo kommt´s her?
Wir trinken ihn gerne unterwegs unseren Kaffee. Spätestens seit dem Siegeszug der großen Kaffeeketten wie Starbucks, Coffee Fellows und wie sie alle heißen, ist es nicht mehr nur bequem, sondern auch schick seinen Kaffee in einem Becher spazieren zu tragen. Gerne natürlich mit einem schön designten und gut erkennbaren Logo auf selbigem. Diese Art des Kaffeekonsums hat nämlich auch eine Strahlkraft, welche recht bewusst genutzt wird, um eine gewisse Zielgruppe zu aktivieren.
(Zu diesem Thema kann ich dir die Arte Doku über Starbucks sehr ans Herz legen. Die finde ich wirklich interessant und halbwegs differenziert. Gibts auf YouTube und in guter Qualität auf Prime. Letzteres ist ein Affiliate Link, danke für die Unterstützung 😉 )
Aber angefangen hat das alles ganz anders. Denn schon 1907 hat ein gewisser Herr Lawrence Luellen den ersten Pappbecher erfunden. Eigentlich war der für Wasser gedacht, durch die spanische Grippe wurde er aber dann auch für andere Getränke verwendet. In den 60er Jahren war es dann wohl die Kette 7Eleven, welche als erstes Einwegbecher flächendeckend im Verkauf einsetzte.
Für die Verbreitung bei uns haben dann tatsächlich die oben genannten Kaffeeketten Anfang der 90er gesorgt.
Pappe kann doch recycelt werden, wo ist das Problem?
Ja, dass stimmt. Die Becher sind aber nur zu Teilen aus Pappe. Damit dein Kaffee nicht nach Pappe schmeckt und du ihn überhaupt schmecken kannst, bevor sich der Becher auflöst und der Kaffee auf deiner Hose landet, ist er beschichtet. Diese Beschichtung muss zudem Hitzebeständig sein, damit sie sich auch bei heißen Getränken über 70 °C nicht auflöst.
Im Ergebnis haben wir also eine Pappschicht die innen mit Plastik verkleidet ist. Das verwendete Plastik ist aber inzwischen auch nicht mehr reinsortig, sondern besteht aus vielen ultradünnen Schichten. Die Voraussetzung für das Recyclen ist aber, dass man die Materialien möglichst gut sortieren kann. In Teilen ist dies zwar heute möglich, aber viel zu aufwendig.
Die Umweltauswirkungen von Einwegbechern
So weit, so doof. Richtig kribblig wird das Thema aber sobald wir uns die Umweltauswirkungen anschauen. Die Zahlen dazu stammen aus der Zeit vor der aktuellen Pandemie. (Die Links zu den Quellen findest du am Ende des Artikels)
In Deutschland wurden 2,8 Milliarden Einwegbecher pro Jahr verbraucht, dafür wurden 17.500 Tonnen Papier aus 26.000 Bäumen hergestellt. Benötigt haben wir dafür 22.000 Tonnen Rohöl, 320 Millionen kWh Strom und 1,5 Milliarden Liter Wasser. Emittiert haben wir dabei ca. 48.000 Tonnen CO2.
Nur in Deutschland – Nur in einem Jahr
Nur um 15 Minuten einen Kaffee halten zu können. Völlig absurd oder?
Das Verbot von Einwegbechern…
…kommt! Das ist die gute Nachricht. Ebenfalls verlinkt habe ich dir die Bekanntmachung der Bundesregierung zu diesem Gesetzt. Ab 2022 wird es verboten Einwegplastik in den Verkehr zu bringen, bzw. zu verkaufen. Dabei ist es egal ob als Besteck, Teller, Verpackung, Strohhalm oder eben Becher.
Aber es gibt lange Übergangszeiten und einige Ausnahmen. Beispielsweise gilt ab 2023 für alle Caterer, Restaurants und Lieferdienste, dass sie ihren Gästen auch eine Alternative zum Einweggeschirr anbietenmüssen. Alles natürlich erst ab einer gewissen Größe.
Insgesamt ein wichtiger Schritt, der bestimmt für den ein oder andern seine Schwierigkeiten bereithält, aber was am Ende dann wirklich für die Umwelt dabei herausspringt, dass wird sich noch zeigen müssen.
Nachhaltige Kaffee To Go Becher
Alternativen gibt es freilich schon einige auf dem Markt. Alle aufzuzählen, würde das Format hier sprengen. Daher habe ich dir das ganze in Themen gegliedert:
Der Nachhaltige Kaffee To Go Becher – Einweg
Klingt gut, ist aber Mist. Die Produktion kostet ebenfalls Energie und Ressourcen. Je nach Art des Einwegbechers ist der Unterschied zum herkömmlichen Pappbecher kaum bis nicht vorhanden. Potentieller Vorteil: Sie sind so designed, dass sich kompostierbar sind. Problem daran, das passiert eigentlich nur unter besonderen Bedingungen in speziellen industriellen Kompostieranlagen. Diese wiederum gibt es noch sehr selten. Im Gebüsch verotten diese Becher ebenfalls nur extrem langsam.
Der Kauf Mehrwegbecher
Jeder hat ihn im Schrank stehen, einen Mehrwegbecher. Der wird bestimmt auch regelmäßig benutzt und ist daher schon mal ein super Schritt. Problem an dieser Kaffee To Go Becher Variante, auch seine Produktion kostet viel Energie – deutlich mehr sogar als die eines Einwegbechers. Bis ein Mehrwegbecher den Einwegbecher in Sachen Nachhaltigkeit überholt hat, vergehen viele viele hundert Nutzungen. Hier kommt auch das zweite Problem dazu, man muss ihn dabei haben, wenn man ihn braucht und man muss ihn selbst spülen. Die Bequemlichkeit des Nutzers ist der größte Feind der Nachhaltigkeit.
Pfand Mehrwegbecher für Coffee To Go
Alle diese Probleme wurden erkannt und größtenteils gebannt durch findige Unternehmer, die Pfandsysteme für Kaffee To Go Mehrwegbecher aufgebaut haben.
Ein Beispiel:
(Achtung Markennennung ohne Auftrag oder Gegenleistung)
Schon seit einigen Jahren habe ich durch einen Auftraggeber mit ReCup zu tun. Das inzwischen nicht mehr ganz so kleine StartUp aus Rosenheim, bzw. inzwischen München, hat einen Becher entwickelt, der aus reinsortigem recyceltem und recyclebarem, lebensmittelechten Plastik besteht. Diesen Becher kann man gegen eine Pfandgebühr im Café/Bistro/Restaurant/o.ä. erwerben und füllen lassen, den Kaffee trinken und den dreckigen Becher bei jedem ReCup Partner in ganz Deutschland zurückgeben. Wer alles mitmacht, das findet man auf einer interaktiven Karte.
Super gut oder?
Ich finde schon. Natürlich passt das System nicht auf jedes Anforderungsprofil, auf jede individuelle Situation und der Becher ist auch immer noch aus Plastik, aber durch die Kombination aus verschiedenen Problemlösungen, ist es in meinen Augen für die breite Masse die erste sinnvolle Alternative. Wenn, ja wenn man denn unbedingt den Kaffee unterwegs trinken muss.
Was ist die Ideallösung?
Nach wie vor, genieße deinen Kaffee vor Ort aus einer Porzellantasse. Die brauchen zwar auf Energie in der Herstellung, aber sie halten einfach, der Kaffee schmeckt besser daraus, du konzentrierst dich auf deinen Kaffee und hast so mehr Genuss.
(Dazu habe ich übrigens auch schon eine Folge gemacht. Den Artikel findest du hier)
In jeden Fall ist die allerwichtigste Regel: Egal aus welchem Gefäß du deinen Kaffee trinkst. Der Nachhaltigkeit zu liebe, bring es danach an den Ort an den es gehört. Weder Einwegbecher, noch Mehrwegbecher noch Porzellantassen gehören in die Umwelt. Ja, das muss man offensichtlich dazu sagen, denn ich habe alle Varianten schon zu Hauf aus Büschen gesammelt.
So, ich habe fertig!
Danke fürs Lesen
P.S.: Eine schicke Version von Kauf Mehrwegbechern kommt von der Firma Keep Cup. Die Stellt ihre Becher nämlich gut recyclebar und aus Ressourcen schonenden Materialien her. Einen davon habe ich mir vor Jahren gekauft und finde ihn immer noch bomastisch. Den habe ich dir hier verlinkt:
Links zur Folge
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Mehr Content und eine Möglichkeit einfach mal Kaffee zu Unterstützten findest du hier:
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Den Podcast findest du auch hier:
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Danke für das Titelfoto: Photo by Jasmin Sessler on Unsplash
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