Vom Bassisten zum Head of Quality im Kaffeehandel
Die Kaffeewelt ist voll von spannenden Menschen und ihren Geschichten – ein Kredo, dass du schon mehrmals von mir gehört hast. Ein Paradebeispiel dafür durfte ich auf der World of Coffee in Mailand kennenlernen, René Fleischer aus Bremen.
Seit 21 Jahren mischt er schon in der Kaffeebranche mit und das vor allem auf der Händler Seite. Inzwischen ist René Fleischer Head of Quality für ein Rohkaffee Handelshaus, welches zum 4. größten Kaffeehandelsunternehmen der Welt gehört.
Das es so weit kommt war aber nicht immer klar. René bezeichnet sich selbst als Menschen, der lange keinen klaren Pfad hatte. Seine Stationen reichen vom LKW Fahrer, Barkeeper und Vertreter für Klopapier, bis zum Schweizer Meister im Cup Tasting. Eine lange Reise, die am Ende dazu diente, die eigene Berufung finden zu können.
Wir unterhalten uns heute u.a. über:
- Seinen Lebensweg vom Bassisten einer Punkmetall Band zum Head of Quality
- Das Glück die eigene Berufung zu finden
- Was man in der Qualitätskontrolle eines Rohkaffee Handelshauses eigentlich macht
- Projekte eines Rohkaffeehändlers im Kaffee Ursprung
- Erfahrungen vom Weg zum Schweizer Cup Tasting Meister
- Und ganz viel mehr
Im Blog liest findest du seinen Lebensweg und spannende Links zu seinen Stationen. Was ein Head of Quality genau macht und Geschichten aus dem Rohkaffee Handel, findest du am besten präsentiert im Podcast.
Viel Spaß beim Lesen & Hören!
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Ein bunter Lebensweg in den Rohkaffee Handel
Auch René findet es spannend, dass es Menschen gibt, die schon in der Schule genau wussten, was sie später mal machen werden. Manche Menschen fangen an Fahrräder zu schrauben, dann Mofas, dann Autos und werden KfZ Meister. Mein Logo hat beispielsweise einer meiner ältesten Freunde gemacht. Er hat schon in Schulzeiten gesagt, dass er mal Zeichnen wird und so kam es dann auch. (Seine Kunst findest du hier und auf Instagram)
Viele Menschen aus der Kaffeebranche haben das exakte Gegenteil gelebt. Ein Leben mit viel ausprobieren und improvisieren, mit vielen Wendungen und Erfahrungen. So war das auch bei René. Als gelernter Kaufmann im Groß- & Außenhandel war er über seinen Lebensweg hinweg auch LKW Fahrer, Beikoch, Barkeeper, Hafenarbeiter, Außendienstler für Klopapier und Blumentöpfe.
Das Finden der eigenen Berufung
Als die angestrebte Karriere als Bassist in einer Punkmetall Band dann wohl doch eher weniger Aussicht auf ein auskömmliches Leben bot, musste irgendwann etwas Handfestes her.
Der Zufall ist ein Eichhörnchen und so landete René über eine Vermittlung, als Sachbearbeiter für den Rohkaffee Einkauf bei einem der größten Röster der Welt. Aber dort auch nicht irgendwo, sondern mit einem Vorgesetzten, der sein Talent erkannt hat und ihn förderte.
Nicht ohne Hindernisse
Schulungen und Reisen in den Kaffee Ursprung bilden, fördern und faszinieren. Kaffee ist ein unfassbar abwechslungsreiches Produkt, welches René völlig in seinen Bann zieht. Als dann nach 5 Jahren die Stelle verlegt wird und er plötzlich für die Streichkäsesparte des Konzerns arbeiten soll, bricht logischerweise eine Welt zusammen. Diese Zeit bezeichnet René Fleischer als die schlimmste in den 21 Jahren in der Kaffeebranche.
Vielen seiner Kollegen ging es wie ihm. Wie er suchten viele Alternativen, um im Kaffee, im Rohkaffee Handel zu bleiben. Doch auch hier sind die Posten rar.
Einblick in den Rohkaffee Handel auf der großen Bühne
Doch der Konzern steuerte gegen und René bekam eine neue Stelle angeboten. Eine Stelle für die er in die Schweiz ziehen musste, die aber Einblicke in den Rohkaffee Handel gewährt, die nur wenigen Menschen zu Teil werden. Er wurde Produktionsplaner für alle Röstwerke von Jacobs Kaffee in Europa. Damals bewegte das Unternehmen ca. 450.000 Tonnen Rohkaffee pro Jahr in Europa.
Die Erfahrungen und Einblicke, die man in einem solchen Umfeld sammelt, dürften unbezahlbar sein. Über das, was hier geschieht wird in der Kaffeewelt – außerhalb der Konzerne – viel gesprochen, doch nur wenige Menschen können hier aus Erfahrung berichten. Wie du weißt, bin ich ein großer Freund davon mit Menschen zu sprechen, als über sie und sich von Dingen erst mal selbst ein Bild zu machen, bevor man sich eine Meinung bildet.
Vor allem die Liebe zum Kaffee als physisches Produkt, hat René nach 3 Jahren dazu bewogen die Excel Tabellen liegen zu lassen und sich neu zu orientieren. So kam er, inzwischen als Schweizer Cup Tasting Meister, über einen kleinen Umweg zum Spezialitäten Kaffee.
Erfahrungen im Kaffeeursprung
Inzwischen beschäftigt er sich vor allem mit der Qualität der Bohnen, Analysen und Projekten im Kaffeeursprung. Dabei ist sein Arbeitgeber niemand geringeres als Gollücke & Rothfos aus Bremen. Ein großes Rohkaffee Handelshaus und Teil von Volcafe, dem 4. größten Kaffeehändler der Welt.
Teil dieses Jobs ist es Farmen und Projekte im Kaffeeursprung zu besuchen und natürlich gemeinsam die Qualität weiterzuentwickeln. Wir beide sind uns dabei einig, dass die unsere europäische Sicht und Denkweise naturgemäß nicht direkt übertragbar ist auf andere Regionen der Welt. Genau hierin liegt die große Herausforderung in der gemeinsamen Entwicklung und Förderung von Menschen und Unternehmen in anderen Kulturen.
Das im Detail hier wiederzugeben, sprengt den Rahmen eines Blogs. Daher ein kurzes Beispiel: Strombetriebene Entpulper als Spende und Aufbauprojekt bringen wenig, wenn die Farmer keine sichere Stromversorgung haben.
Wie auch Gerald, der Entwicklungshelfer für Agro Frost Systeme aus Folge 52, ist René der Überzeugung, dass wirklich nachhaltigen Projekte vor allem auf gutem Zuhören und Hilfe zur Selbsthilfe fußen.
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Spezialitäten Kaffee und Commercial Plus
In seiner Arbeit und seiner Funktion als Q-Grader hat René Fleischer natürlich schon einige Kaffees probiert – phasenweise 200 Tassen am Tag. Besonders als Head of Quality im gehobenen Rohkaffee Handel, sind viele davon inzwischen sehr hochwertige Tassen.
Gerade auch durch seine jahrzehntelange Erfahrung ist für René klar, dass nicht jede Tasse eine absolute Spezialität sein kann und das auch der Drang nach immer höheren Kaffee Scores nicht das Ziel sein darf. Eine Entwicklung, wie in den letzten Jahren, in der es am Ende nur noch darum geht, möglichst viele Punkte abzuräumen, verfehlt die Idee und ist alles andere als nachhaltig.
Er wirbt daher für Offenheit für jede Art von Kaffee. Jede Bohne ist ein Wunderwerk der Natur, wichtig ist Transparenz über das, was bei uns auf dem Tisch ist. So kann jeder selbst entscheiden, was er trinken möchte.
Besonders schön fand ich den Begriff von Commercial Plus Kaffee. Also Kaffees, die rein technisch gesehen keine Specialty Coffee sind, aber doch sauber, gut verarbeitet und rund sind. Kaffees die eben irgendwas sind zwischen Commercial Grade und Spezialität.
Der Anbau solcher Kaffees, gepaart mit langen Kontrakten, kann nämlich wirklich etwas bewirken – für Farmer, Händler, Röster und Konsumenten.
Fazit
Ich persönlich höre René wahnsinnig gerne zu und lerne aus seinem Erfahrungsschatz, denn der ist groß und ein ganz anderer als bei vielen Kollegen. Trotzdem – oder gerade deshalb – ist er weit davon entfernt sich mit seinem Wissen zu brüsten, oder zu meinen alles zu wissen. Man merkt bei René immer noch diese Neugier an, man spürt, dass er brennt für das was er macht. Er erledigt keinen Job, er lebt eine Aufgabe. Er konnte seine eigene Berufung finden, ein Glück, welches ich jedem Menschen wünsche.
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