Die Reise des Kaffees führt in der Wertschöpfungskette rund um die Welt. Farmen für den Kaffeeanbau finden sich zum Beispiel in Zentral Amerika

Die Reise des Kaffees – Teil 2 – Von der Farm aufs Schiff

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So lang und komplex die Wertschöpfungskette im Kaffee auch ist, so spannend ist sie auch. Um dir ein Gefühl dafür zu geben, wie alles zusammenhängt und welch Wunder es ist, dass dieses zauberhafte Gebräu tagtäglich auf unseren Tischen steht, habe ich die Reihe „Die Reise des Kaffees“ angefangen.

Nachdem der erste Teil so viel positives Feedback bekommen hat, machen wir heute nun weiter damit.  Hier ist der zweite Teil unserer kleinen Geschichte aus der Wertschöpfungskette. Heute geht es um den Kaffeeexport.

Solltest du Teil 1, „Auf der Farm“, noch nicht gehört haben, klick doch direkt dort als erstes hinein. Damals haben wir José auf seiner Farm Bella Vista de Agua Dulce in Guate-Ricagua besucht. Er hat während unseres Aufenthalts mit einem Exporteur telefoniert, der einen Teil seiner Ernte nach Europa zu Johanna und Mario verschiffen sollte.

Dieser Herr heißt Javier.

Das Geschäft mit den Bohnen hat er von seinem Onkel, einem seiner großen Vorbilder, beigebracht bekommen. Ihn hat er immer bewundert.

eine Comic Zeichnung vom Charakter Javier, dem Kaffeeexporteur. Er betreibt den Kaffeeexport schon sehr lange. Er kennt die Arbeit in der Wertschöpfungskette gut.

Denn Javiers Vater hatte früher eine Autowerkstatt und hat dort, bis zu seinem Unfall, immer viel gearbeitet, aber nie wirklich Geld verdient. Das war nie Javiers Welt.

Sein Onkel hingegen, ist als Kaffeeexporteur durchs ganze Land gereist, kennt Gott und die Welt und war sogar oft drüben in Europa. Über ihn hat sein Vater auch Javiers Mutter kennengelernt. Die kommt nämlich eigentlich aus Andalusien, das ist in Spanien. Dort will er unbedingt noch mal hin. Er ist zwar schon viel herumgekommen in der Welt, aber leider noch nicht nach Spanien. 

Javier selbst ist in Guate-Ricagua aufgewachsen, er liebt Kaffee und den Handel damit. Die Jagt nach guten Bohnen, das Einfädeln von Geschäften und die gelegentlichen Reisen nach Europa, um dort seine gefundenen Schätzte an den Mann zu bringen, darin geht er auf.

Mit José arbeitet er schon länger zusammen. Von ihm hält er viel. Er ist ein guter Mann, arbeitet hart, hat sich viel selbst beigebracht, und liefert beständig gute Qualitäten. Sein Kaffee hat dazu noch ein Tassenprofil, dass besonders gut geeignet ist für die Kunden in Europa. Denn eines hat Javier schon früh gelernt, nur weil ein Kaffee gut produziert ist, verkauft er sich noch lange nicht an jeden. Will man hier Erfolg haben, sollte man schon wissen, was man wem und wann anbietet. Besonders bei dem aktuellen Kaffeepreis ist das kein leichtes Spiel. 

Wir treffen Javier…

…als er gerade auf dem Beifahrersitz eines der beiden, zugegebenen Maßen schon etwas rostigen, Trucks sitzt, welche sich die engen staubigen Wege aus dem Agua Dulce Tal herausaufwinden. Die engen Stellen haben sie zum Glück schon hinter sich.

Vor zwei Jahren ist hier mal ein Sturm drüber gefegt. Die Wege sind seitdem nicht mehr das was sie mal waren. Die Hänge sind aber immer noch so steil und hoch wie früher. Das ist einer der Gründe, wieso er für solche Fahrten nur erfahrene Fahrer aussucht und weshalb der Transport bis zum Schiff teurer ist, als der Weg über den Ozean.

Aber zum Glück sind Johanna und Mario Kunden aus der neueren Generation. Solange die Qualität stimmt, zahlen diese auch einen Preis mit dem man hier leben kann. Zumindest solange der Währungskurs nicht wieder irgendeinen Quatsch macht.

Ein Ort in Guatemala, Nachhaltigkeit ist hier ein wichtiges Thema, aber nicht von jedem Kaffee Produzenten umsetzbar.

Javier schaut auf die Uhr. Es ist 1 Uhr, noch etwa 30 Minuten bis zum Highway. Anschließend sind es noch mal gute 5 Stunden bis zur Dry Mill. Eigentlich ist er ein recht entspannter Typ, aber mit so viel wertvollem Kaffee auf der Ladefläche, da ist auch er etwas angespannt. Man weiß ja nie welche Begehrlichkeiten man weckt.

Am nächsten Morgen… 

…steht Javier etwas müde am Eingang seines Lagers und ist froh, dass gestern alles geklappt hat. Außer den üblichen Bettlern an den Túmolos (Anm.d.Red. Schlafende Polizisten, in etwas rustikaler).

Eine große Maschine mit einer Walze in einem Gehäuse. Sie entfernt die Pergamenthaut vom Rohkaffee, bevor er für den Kaffeeexport sortiert wird.

Der Kaffee von José wird schon für den Export vorbereitet. Javier will sich das natürlich anschauen und geht eine Kontrollrunde. Bei dieser begleiten wir ihn natürlich. Aber vergiss deine Ohrschützer nicht, es ist laut da drin.

Die erste Maschine trennt über Reibung die Pergamenthäutchen von den grünen Bohnen. Diese Schicht schützt den Kaffee bis kurz vor den Export, hindert aber die anschließende Sortierung, weshalb sie runter muss.

Die Bohnen laufen für diese Sortierung durch ganz verschiedene Maschinen. Gerade schaut sich Javier den Fortschritt am Rüttelsieb an. Dabei werden die Bohnen nach Gewicht sortiert. Die Guten laufen am oberen Rand, die schlechteren laufen weiter unten, genau wie die Fremdkörper.

Javier hat schon so ziemlich alles aus diesen Säcken herausgezogen. Von Münzen über Kleidungsteile bis hin zu Munition.

Zwei Hände die unterschiedliche Sortierungen von Rohkaffee halten. Diese wurde auf der Rüttelplatte im Hintergrund sortiert. Dies ist ein Schritt in der Wertschöpfungskette, der Qualität hinzufügt, entsprechend wichtig ist er im Kaffeeexport.

In der nächsten Maschine werden die Bohnen wieder über eine Rüttelnde Platte geschickt, hier werden sie aber nach Größe sortiert. Gleichmäßigkeit ist den Käufern sehr wichtig, aber Kaffee wächst eben nicht wie bestellt. Johanna und Mario, die Käufer dieser Ladung haben die beste Sortierung bestellt, was Javier natürlich recht sein soll. Immerhin kann er jeden Schritt extra abrechnen.

Sein Highlight ist die optische Sortieranlage. Da schießen die Bohnen nur so durch und werden dabei durchleuchtet. Jeder Fehler wird mit einem Luftstoß aussortiert. Das ist keine günstige Maschine, aber Javiers Onkel musste für diesen Teil der Arbeit noch jede Menge Frauen einstellen, welche die Bohnen händisch aussortiert haben.

Den aussortierten Kaffee kann Javier ganz einfach als günstige Ware oder Füller an den Mann bringen.

Kaffeesack aus Jute mit einem Logo bedruckt. Die klassische Verpackung im Kaffeeexport.

Hier scheint alles zu laufen. Am Ende der Halle ist ein Arbeiter gerade dabei den bereits fertigen Kaffee aus dem Silo, in die frisch mit Javiers Logo bedruckten Jutesäcke zu füllen.

Auch hier hat sich einiges geändert. Früher verwendete man einfache Jutesäcke. Heutzutage gehört da aber noch ein Plastiksack hinein, der den Rohkaffee auf seiner Reise schützt.

Javier hat gehört, dass manche Kollegen besondere Kaffees sogar extra vakuumieren. Das steht in Zukunft auch noch an, aber aktuell funktioniert es auch so.

Hier gibt es für ihn gerade nichts zu tun, also dreht er ab und geht in sein Büro. Dort muss er noch schnell die Papiere für den Kaffeeexport fertigstellen, damit der auch,wie geplant mit in den Container kommt, in dem er die Lieferung eingeplant hat.

Zum Glück kennt er Don Miguel von der Rederei schon lange, so bekommt er leichter noch irgendwo einen Platz für seine Ladung. Vor allem aber kann er ihm vertrauen. Don Miguel hat ein Auge auf alles am Hafen, damit beim Verladen und bei der Ausfuhr alles glatt geht.

Die Beamten im Hafen wollen teilweise auch ihren Schnapp machen. Da gibt es richtige Blutegel. Seit die Regierung die Ausfuhrbestimmungen etwas gelockert hat, ist aber der bürokratische Aufwand wenigstens nicht mehr ganz so groß. Früher musste alles über die staatliche Kaffeestelle laufen, auf diesem Weg ist viel Qualität verloren gegangen und es hat einfach ewig gedauert.

Allein für seine Lizenz als Kaffeeexporteur musste Javier ganz schön kämpfen. Davon gab es früher nur sehr wenige und die war in Besitz von Freunde der Regierung. Immerhin ist der Kaffeeexport der Wirtschaftsfaktor Nummer eins in Guate-Ricagua. Alles steht und fällt damit in diesem Land.

Ein Lager bis zur Decke voll mit Kaffeesäcken bereit für den nächsten Schritt in der Wertschöpfungskette, den Kaffeeexport.

Die Papiere sind fertig.

Javier checkt noch mal das Wetter, aber zum Glück ist die See meist nicht so wild in dieser Jahreszeit. Das ist sein größter Alptraum. Eine Ladung voll feinstem Kaffee kommt in einen schweren Sturm und der Container wird beschädigt, das eindringende Salzwasser macht ihn für den Spezialitäten Markt unbrauchbar. Oder die Ladung sinkt sogar, dass wäre wohl sein Ruin, denn selbst wenn es die Versicherung abfedern sollte, sein Ruf wäre im Eimer. 

Für heute lassen wir Javier erst mal weiter werkeln, er hat noch einige Aufgaben zu erledigen. Er muss auch noch die Ernten für andere Kunden von anderen Farmen vorbereiten. Für manche der Lots hat er auch noch keine Käufer, daher muss er sich auch noch einen Flug nach Europa organisieren. Immerhin sollte das auch erledigt sein, bis die Container in Hamburg ankommen.

Ein paar Tage später…

…ist es dann soweit. Javier überwacht, dass die Säcke von den Arbeitern sauber auf die Paletten verladen werden. Das ist nach wie vor Handarbeit. Er ist immer wieder beeindruckt, wie diese Männer stundenlang 60kg Säcke durch die Gegend wuchten. Kaffeeexport ist auch eine Menge Schweiß.

Als sie fertig sind geht eine Menge Geld und Arbeit auf die Reise. Für Javier ist das, auch nach Jahren, immer noch ein aufregender Moment. Immerhin wird er die Ladung erst nach einigen Wochen auf der anderen Seite des Ozeans wiedersehen.

Wir folgen dem Kaffee und sagen: „¡Hasta pronto!, Javier. Wir sehen uns in good old Europe wieder“.

Dir vielen Dank fürs Lesen!

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